Nachdem wir uns im Rahmen unseres großen Seilbahn-Specials bereits mit der Geschichte beschäftigt haben, geht es nun etwas technischer zu: Wir erklären euch heute, wie so eine Seilbahn entsteht. Welche Bau- und Planungsphasen gibt es und worauf muss man eigentlich achten?
On Top beantwortet ein Experte von LEITNER in einem Interview alle unsere neugierigen Fragen rund um den Bau einer Seilbahn.
Die Hauptbestandteile einer fertigen Seilbahn sind die Stationen, die Strecke, die Fahrzeuge und die Garagierung bzw. Unterbringung der Kabinen und Sessel. Doch vorher muss das alles natürlich erst konstruiert und ausführlich geplant werden. Dies alles geschieht in vier verschiedenen Phasen.
Bevor es an den Bau der Seilbahn geht, muss das Gelände erst einer topografischen, geologischen und geotechnischen Prüfung unterzogen werden. Die Struktur, Beschaffenheit und Zusammensetzung des Geländes sind sehr wichtig für den stabilen Bau der Seilbahn. Das Gelände wird also zunächst vermessen und danach grafisch abgebildet.
Im Anschluss werden auf dem Boden Fixpunkte abgesteckt, damit die nächsten beiden Schritte richtig durchgeführt werden können: die Aushebung des Geländes mit verschieden Baggern und die Arbeiten aus Stahlbeton, aus denen die Basisstrukturen wie z.B. die Fundamente der Stationen oder Stützen.
In der Zwischenzeit beginnt man auch mit der mechanischen und elektrischen Projektierung: Beispielsweise werden Motoren, Seile oder Stützen produziert oder eingekauft, damit am Ende alle notwendigen Elemente für die Montage der Seilbahn zur Verfügung stehen.
Nun beginnt Phase 2, Transport und Logistik. Alle für den Bau notwendigen Komponenten werden zur Baustelle gebracht.
Nachdem nun alle Teile vor Ort sind, kann endlich mit der Montagephase begonnen werden. Als erstes werden die in der Produktionsstätte vormontierten Stahlteile errichtet. Danach werden die mechanischen Geräte wie der Motor oder das Getriebe eingebaut und die Abdeckungen auf der Station montiert.
Im Anschluss folgt der charakteristischste und zugleich schwierigste Teil des Seilbahnbaus: der Seilzug (mit der Montage und dem Spleißen des Drahtseils), der von einer extra hierauf spezialisierten Firma übernommen wird.
Das folgende Video zeigt, wie das genau funktioniert:
Nach dem Seilspleiß machen sich die Elektrotechniker an die Verkabelung: Das elektrische Steuerungs- und Kontrollsystem wird mit dem Motor und den Sicherungsgeräten der Stationen und in den Stützen verbunden.
Den Abschluss der dritten Phase bildet die Montage der Fahrzeuge, die an Klemmen befestigt und an das Drahtseil gehängt oder in der Garagierung untergebracht werden.
Nun ist endlich die letzte Phase des langwierigen Seilbahnbaus erreicht und es geht um die letzten Feinheiten. Die mechanischen Einstellungen werden vorgenommen und durch Techniker erfolgt die elektrische Eichung.
Anschließend prüft der Projektingenieur mit seinem Team die Anlage auf ihre Funktionalität. Wenn hier alles passt, erfolgt die letzte Kontrolle durch die zuständigen Behörden, die nun schauen, ob die Seilbahn den gesetzlichen und länderspezifischen Vorgaben entspricht.
Endlich fertig: Sind alle Phasen durchlaufen, wird die Seilbahn in Betrieb genommen und bringt die Wintersportler auf den Berg und wieder ins Tal.
Wir haben bei Rudolf Beha nachgefragt, der uns alle unsere Fragen zum Thema "Bau und Herstellung" der Seilbahnen geduldig beantwortet hat. Herr Beha ist bei LEITNER verantwortlich für die Abteilung Projektierung. Diese Abteilung plant nahezu auf der ganzen Welt Seilbahnen aller Bauarten.
Bei den schweren Zwei- und Dreiseilbahnen fahren die Fahrzeuge auf einem nicht bewegten Tragseil praktisch wie auf einer Schiene. Bewegt werden sie von einem umlaufenden Zugseil.
Im Anschluss wird die Seilbahntechnik im Detail definiert und konstruiert. Auf Grundlage der bei der Ausarbeitung ermittelten Kräfte werden die Fundamente geplant.
Auf Grundlage dieser Planung werden die seilbahntechnischen Komponenten entweder "aus dem Baukasten" vom Lager abgerufen, oder - wenn es sich nicht um Standardkomponenten handelt - auftragsspezifisch gefertigt. Parallel dazu werden die Fundamente vor Ort ausgeführt und eventuell zusätzliche Gebäude errichtet. Danach erfolgt die Montage der Seilbahntechnik einschließlich der Elektrotechnik, der Seilzug und schließlich die Inbetriebnahme.
Die Herausforderungen sind je nach Projekt sehr unterschiedlich: Mal ist das Gelände und die Zugänglichkeit schwierig, mal bedürfen die ambitionierten Kundenwünsche technische Sonderlösungen, die in kurzer Zeit entwickelt und realisiert werden müssen.
Es hängt natürlich immer auch von der Größe des Projekts ab. Können bei kleinen Liften nur 10 Baufirmen beteiligt sein, können es bei einem großen und komplexen Projekt 40 oder mehr sein. Dementsprechend erhöht sich auch die Anzahl der beteiligten Personen.
Eigentlich ganz einfach mit einem Spleiß, ähnlich wie bei einem Schiffstau, nur viel akkurater, damit das Seil auch im Spleißbereich seine Form behält und die Verbindung absolut sicher ist.
Es waren einige. In jüngster Zeit z.B. die gewaltige Dreiseil-Umlaufbahn auf den Stubaier Gletscher in Tirol. In Malaysia haben wir in der Nähe von Kuala Lumpur inzwischen zwei Anlagen quer durch den Urwald gebaut. Momentan bauen wir eine Dreiseil-Umlaufbahn auf das Kleine Matterhorn in Zermatt, die Bergstation liegt dort auf 3.821 Metern.
Andere Highlights bei unserer Arbeit sind Seilbahnen in der Stadt, wie etwa die Anlage in Ankara, die mit 60 m hohe Stützen über die Häuser fährt.
Natürlich nicht! Der TÜV kommt zur Seilbahn ;-)
Aber im Gegensatz zum Auto wird eine Seilbahn von Spezialisten betrieben, die selbst den technischen Zustand ihrer Anlage laufend überwachen. Der externe Sachverständige kommt, um nach dem Vier-Augen-Prinzip die Anlage als unabhängige Stelle zu checken.
Selbstverständlich. Je nach nationalen Bestimmungen müssen die Betriebsleiter und Seilbahnbediensteten eine Ausbildung durchlaufen und Prüfungen ablegen, bevor sie von der Behörde zugelassen werden.
Die Anforderungen innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens steigen ständig. Um unserem eigenen Anspruch auf Top-Design unserer Produkte gerecht zu werden, haben wir uns entschlossen, bei der Gestaltung von Fahrzeugen und Stationen mit dem namhaften Designstudio Pininfarina (Anmerkung der Redaktion: Das italienische Designstudio hat u.a. für Ferrari, Maserati und Alfa Romeo designt) zusammenzuarbeiten. In einem Team aus unseren Konstrukteuren und den Designern von Pininfarina werden nun Fahrzeuge und Stationsverkleidungen funktionell und gleichzeitig mit einem Top-Design gestaltet.
Können schon, wenn es so etwas wie "unendlich" gibt. Es ergibt aber keinen Sinn. Da die Fahrgeschwindigkeiten begrenzt sind, würde die Fahrt zu lange dauern.
In unseren Normen sind Steigungen bis 100%, also 45° vorgesehen. Darauf sind unsere Komponenten ausgelegt. Alles, was darüber liegt, muss speziell entwickelt werden.