Im Rahmen unseres großen Seilbahnen-Specials widmen wir uns heute der Geschichte der Seilbahnen: Wann wurden die ersten Seilbahnen gebaut? Welche wichtigen Entwicklungsschritte gab es und wo steht die älteste Seilbahn der Welt?
Den Zeitpunkt, wann die erste Seilbahn gebaut wurde, kann man nicht exakt benennen. Doch aus alten Aufzeichnungen geht hervor, dass es in China und Japan bereits vor Jahrtausenden erste Konstruktionen gab, um Waren oder Personen mit Hilfe von Seilen und Körben über Schluchten zu ziehen.
Diese ursprünglichen Konstruktionen bestanden aus Hanfseilen und Bambus-Stützpfeilern und wurden von Hand betrieben. So konnten anfangs nur kürzere Distanzen überwunden werden.
Doch im Laufe der Zeit wurden die Seilbahnen immer weiter entwickelt und fanden schließlich ihren Weg nach Europa, die zunächst dem Zweck des Materialtransports dienten.
Im Jahr 1644 baute der niederländische Ingenieur Adam Wybe die erste funktionstüchtige Materialseilbahn, die Baumaterialien vom Bischofsberg zur Bastion Berg in Danzig transportierte. Dabei wurden 100 Eimer an eine umlaufende Schiffsleine gehängt, die von Stangen gestützt und von Pferden angetrieben wurde.
Im 18. Jahrhundert wurden in Anlehnung an Wybes Konstruktion zahlreiche dieser Bahnen gebaut, die vor allem für den Festungsbau genutzt wurden.
Im Jahr 1804 wurde in Bad Gastein ein Vorgänger der heutigen Standseilbahn am Radhausberg eröffnet: Diese Bahn bestand aus einem auf Schienen fahrenden Wagen, der mit einem Seil gezogen und mit Hilfe eines Wasserrads angetrieben wurde.
Oberbergrat Julius Albert gelang im Jahr 1834 ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Seilbahn: Er erfand das Drahtseil
Jahrelang hatte man zum Transport von schweren Materialien statt Seilen Ketten benutzt. Doch durch das ständige Auf- und Abrollen und die Belastung durch das Transportieren schweren Geräts, das man vor allem beim Bergbau genutzt wurde, kam es immer wieder zu schweren Unfällen, weil die Ketten brachen.
So experimentierte Albert und schließlich gelang ihm der Durchbruch: Das geschlagene Drahtseil war erfunden. Kurz darauf konstruierte man die erste Verseilmaschine und ab diesem Zeitpunkt konnten die Drahtseile professionell und maschinell hergestellt werden.
Von nun an ging es im Zeitalter der industriellen Revolution steil bergauf und die gebauten Seilbahnen wurden immer besser, sicherer und konnten daher fortan auch für den Transport von Personen eingesetzt werden, zumal die Berge als Urlaubsdestination immer beliebter wurden und so nun touristisch erschlossen werden konnten.
Der deutsche Ingenieur Adolf Bleichert gilt als Pionier des Seilbahnbaus. Er gründete 1874 die Fabrik für Drahtseilbahnen "Adolf Bleichert & Co." in Leipzig, wo die erste von einem eigenen Zugseil bewegte Bahn gebaut wurde. Schon bald konnte der Unternehmer seine Seilbahnen weltweit ausliefern. Bis zu seinem Tod im Jahr 1901 hatte die Adolf Bleichert & Co bereits über 1.000 Seilbahnen konstruiert und international verschickt.
Die Firma war nicht nur der führende Seilbahnbauer der Zeit, sie hielt damals auch alle Rekorde:
Ab Ende des 19. Jahrhunderts begann die zweite industrielle Revolution, in deren Folge der Elektromotor erfunden und elektrische Energie großflächig verteilt werden konnte. Durch diese neuen technischen Voraussetzungen konnten bald auch auf Schienen fahrende Standseilbahnen und nach der Jahrhundertwende auch Luftseilbahnen für den Personentransport errichtet werden.
Im Jahr 1930 setzte der sogenannte Skiboom ein, mit dem der Wintertourismus in Mitteleuropa immer wichtiger wurde. So hatten die Seilbahnen nicht mehr nur die Aufgabe, Material auf die Berge zu transportieren, sondern auch Wintersportler die bisher nur schwer zu erreichenden Pisten hinauf zu tragen. Deswegen wurde es immer wichtiger, sicherere, komfortablere und leistungsfähigere Seilbahnen zu bauen.
Auch die LEITNER AG, die im Jahr 1888 von Gabriel Leitner gegründet wurde, verschrieb sich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur dem Bau von Materialseilbahnen, sondern auch dem Bau von Seilbahnen zur Personenbeförderung.
Die ersten Personen-Seilbahnen:
Nach dem Bau der ersten Stand- und Luftseilbahnen nahm die technische Weiterentwicklung ihren Lauf. Immer mehr Menschen wollten in den Bergen Urlaub machen, was dazu führte, dass verschiedene Seilbahn-Typen gebaut wurden.
Anfang der 1930er Jahre wurden zunächst Schlepplifte errichtet, an denen man alleine oder zu zweit den Berg hinauf gezogen wurde. Neben Bügelliften gab es auch Einzelsessel, die schnell und einfach an die Seile geklemmt werden konnten.
Diese Sessel wurden hauptsächlich ab den 1940er Jahren verwendet: Im Juli 1944 wurde am Jochpass der erste Sessellift in Europa in Betrieb genommen. Mittlerweile finden in den heutigen Sesselliften bis zu acht Personen nebeneinander Platz.
Die Gondelbahnen wurden in den 1950er Jahren vornehmlich gebaut, denn sie boten den Bergurlaubern Schutz vor Wind und ungünstigen Wetterbedingungen. Früher waren diese Seilbahnen auf die Beförderung von zwei Personen ausgelegt. Mittlerweile bieten die Umlaufseilbahnen Platz für bis zu 40 Personen, die Pendelbahnen sogar für bis zu 200 Menschen.
Seilbahnen sollen ein wichtiger Teil der Lösung moderner Verkehrsprobleme in der Stadt spielen, ein Schritt dazu könnte die ConnX-Technologie sein. Der Seilbahnhersteller LEITNER hat diesesn Prototyp veröffentlicht, der eine Hybrid-Lösung für Mobilität im städtischen Bereich anbietet.
Das System vereint die klassische Seilbahn mit einem autonomen Fahrzeug: Die Kabine wird dabei in der Station vom Seil auf ein autonomes Fahrzeug übergeben, das anschließend auf einer eigenen Trasse weiterfährt. So könnten in Zukunft auch dort Seilbahnen entstehen, wo eine durchgehende Seilbahnlösung nicht möglich ist. Mit ConnX will LEITNER außerdem das Bewusstein dafür schärfen, das Seilbahnen nicht nur im alpinen Gelände, sondern auch im städtischen Nahverkehr eingesetzt werden können.
Dank ConnX können unterschiedliche Fahrzeuge ohne Umsteigen für die Passagiere genutzt werden und so auch bauliche Hürden in der Stadt umfahren werden. ConnX könnte in der Zukunft die Lösung für die Verbindung verschiedener Transportsysteme und für "die letzte Meile" sein - zum Beispiel als Verbindung der Talstation der Rittner Seilbahn und dem Bahnhof in Bozen, einfach und komfortabel.
Ein weiterer Vorteil: Im Vergleich zu herkömmlichen Verkehrsmitteln kann ConnX durch eine kurze Bauzeit, geringe Kosten und eine Reduktion der Lärmemissionen punkten.
Der erste Prototyp, der in Sterzing aus einer innovativen Idee entstand, wurde 2021 realisiert. Vier Jahre später, im Jahr 2025, wird die urbane Mobilitätsrevolution für noch bessere Vernetzung und Nachhaltigkeit bereits Realität sein.
ConnX konnte in den vergangenen Monaten alle eingehenden Tests, die Leitner im Automotive Testing Center ZalaZone in Ungarn durchgeführt hat, erfolgreich bestehen. Darüber hinaus kann bei Geschwindigkeiten von bis zu 12 Metern pro Sekunde (43 km/h) die Beförderungskapazität während der gesamten Betriebszeit durch autonomes Fahren in eigenen Fahrspuren ohne Beeinträchtigung oder Verzögerung durch andere Verkehrsteilnehmer bis zu Steigungen von zehn Prozent aufrechterhalten werden.
„Auch dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem slowenischen Unternehmen Elaphe, dem Marktführer im Bereich der In-Wheel-Motoren, ist es uns gelungen, sämtliche Prozesse durch die Erprobung aller komplexen Funktionen unserer technologischen Lösung zu optimieren", erklärt Günter Tschinkel, Head of Electrical Engineering LEITNER.
ConnX ist somit ein besonders wandelbarer "Systemmix", der die Seilbahn zu einem noch effektiveren Verkehrsmittel für urbane Räume macht